Bärenbeobachtung Brooks Lodge
Die Bilder sind in der ganzen Welt bekannt – Grizzly Bären stehen in einem Wasserfall und warten darauf, dass ihnen die Lachse in den Mund springen. Bilder von den Brooks Falls im Katmai National Park.
Brooks Lodge
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Trip Type
Bearviewing -
Duration
3 days
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Starting Location
Anchorage -
Final Destination
Katmai National Park
Die Brooks Lodge liegt im Katmai National Park, einem abgelegenen Gebiet Alaskas, welches nur auf dem Luftweg erreichbar ist.
Schon die Buchung ist ein Abenteuer für sich. Aufgrund der grossen Nachfrage für Übernachtungen in der Brooks Lodge, wird jedes Jahr, 1.5 Jahre im Voraus, eine Lotterie abgehalten. Eintragen kann man sich normalerweise im Dezember. Je flexibler man ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass man einen Platz ergattern kann. Bis Ende Januar wird man informiert, ob es geklappt hat oder nicht. Gehört man zu den glücklichen Gewinnern und ist mit dem vorgeschlagenen Aufenthalt einverstanden, leistet man die Anzahlung. Auch interessant - soweit im Voraus stehen die Raten für das eigentliche Reisejahr noch gar nicht fest. Man bucht auf Grundlage der aktuellen Raten und akzeptiert jegliche Preissteigerung (Diese sind aber in einem sehr humanen Rahmen). Meistens gehen alle Juli und September Termine (siehe beste Reisezeit) während der Lotterie weg, Restplätze werden ab dem 1. Februar in den offiziellen Verkauf gegeben. Ihr seht – es ist also nicht ganz einfach einen Platz zu ergattern, schon gar nicht zur besten Reisezeit.
Ende 2020 dachte ich mir «Ach komm, ich probiere es einfach mal» und habe das Antragsformular für 2022 ausgefüllt. Um die Chancen zu erhöhen, habe ich ganz flexible Daten und Aufenthaltsdauern angegeben – 1-3 Nächte irgendwann im Juli. Und tatsächlich hat es geklappt! Bereits am 10. Januar erhielt ich die Reisebestätigung für 2 Nächte Aufenthalt Ende Juli 2022. Ich habe kleine Luftsprünge gemacht!
Beste Reisezeit
Kurz gesagt – die beste Reisezeit, um Bären in den Brooks Falls zu beobachten ist im Juli und dann nochmals im September. Warum ausgerechnet diese Monate? Dies sind die Monate der Lachszüge. Jedes Jahr ziehen Lachse aus dem nördlichen Pazifik in die Gewässer des Katmai National Park and Preserve. Sockeye-Lachse (auch als Rotlachse bekannt) kehren aus dem Meer zurück, wo sie zwei oder drei Jahre verbracht haben. Sie durchqueren zunächst den offenen Ozean und wandern dann die Flüsse, Seen und Bäche hinauf, bis sie zu den Kiesbetten im Oberlauf ihres Geburtsortes zurückkehren, um dort ihre Jungen abzulegen, bevor sie sterben. Ihre Größe von durchschnittlich 5 bis 7 Pfund hängt davon ab, wie lange sie im Meer gelebt haben.
Die Lachswanderungen variieren von Jahr zu Jahr, und es ist nicht möglich, sie mit absoluter Genauigkeit vorherzusagen. In den meisten Jahren beginnt ein grosser Lachsstrom Mitte Juni. Dieser Strom hält bis Juli an, und die Lachse beginnen in der Regel Anfang August im Brooks River zu laichen. Die Laichzeit dauert den ganzen August über an und erreicht Anfang September ihren Höhepunkt.

Zur Hauptzeit der Lachszüge versammeln sich auch die Grizzlies entlang der Flüsse, um sich an den Lachsen zu laben und sich mit diesem Reichtum an Proteinen und Fett auf den bevorstehenden langen Winter vorzubereiten.
Die Bären symbolisieren die Wildnis von Katmai. Da jeder Bär ein Individuum ist, kann niemand genau vorhersagen, wie sich ein Bär in einer bestimmten Situation verhalten wird. Daher ist es wichtig, im Bärengebiet jederzeit Vorsicht walten zu lassen.

Anreise
Die Anreise beginnt am Ted Stevens International Airport in Anchorage. Das Check-in ist sehr entspannt, ebenso das Boarding. Wir laufen einfach unserem Piloten zum Flugzeug nach.
Der erste Flug geht bis King Salmon, dort steigt man nach einem kurzen Transfer und kurzer Wartezeit um in das Wasserflugzeug, welches einen in die Brooks Lodge bringt.

Bereits aus dem Flugzeug erhaschen wir einen ersten Blick auf die Lodge und auch die ersten Bären lassen sich entdecken. – die Aufregung steigt!
Am Strand ist viel los, einige Flugzeuge stehen am Strand, Guides helfen beim Anlegen, und ziehen das Flugzeug in die richtige Position. Gäste geniessen die Aussicht, manche warten auf ihr Flugzeug, andere erhoffen sich einen Bärenbesuch am Strand.

Bärenschule
Nach der Ankunft werden wir umgehend zum Visitor Center geleitet, wo wir zuallererst an der «Bärenschule» teilnehmen – ohne geht es gar nirgends hin.
Es wird ein kurzes Video gezeigt, es gibt eine Karte, damit man sich zurechtfindet und es gibt eine entsprechende Schulung, wie man sich auf den Plattformen und unterwegs verhalten soll, vor allem wenn einem ein Bär auf den Wegen begegnet.

Zimmer
Danach geht es weiter zum Check-in und ein Guide begleitet uns zu unserem Zimmer.
Es gibt alles, was man braucht. Jedes Zimmer der 16 Zimmer hat 2 Stockbetten, es gibt eine Dusche, Wachbecken und WC, einen kleinen Tisch und Kleiderhaken.

Lower River Platform
Nachdem wir uns kurz eingerichtet haben, wollen wir so schnell wie möglich einen ersten Blick auf das Geschehen erhaschen und machen uns auf zur Bärenbeobachtung. Jedes Mal, wenn man die Tür öffnet, ist die Spannung gross – eventuell ist ja sogar ein Bär im Camp?
Das Wetter spielt perfekt mit, die Sonne scheint vom strahlendblauen Himmel und wir sind super gespannt, als wir das erste Tor zum «Boardwalk» öffnen. Dieser führt über den Naknek River und es gibt mehrere kleine Ausbuchtungen, an denen man halten kann, um die Bären zu beobachten – auf dem Steg darf man nicht einfach stehen bleiben.
Und bereits nach wenigen Schritten erblicken wir den ersten Bären, wie er genüsslich im Fluss badet und nach Lachsen taucht. Während wir noch staunen, sehen wir bereits den nächsten Bären und dann noch einen… und noch einen – es ist einfach fantastisch!

Riffles Platform
Wir beschliessen, noch etwas weiterzugehen, verlassen den Boardwalk und laufen durch den Wald zu den Plattformen am Fluss. Um die Mittagszeit ist an der beliebten Plattform direkt an den Wasserfällen einiges los und wir müssen uns auf die Warteliste eintragen. In der Hauptsaison sind maximal 40 Gäste auf der Plattform erlaubt, je nach Andrang kann die Wartezeit variieren, aber die Ranger versuchen, so fair wie möglich zu sein und rufen nach etwa 45 Minuten die nächsten auf der Warteliste auf, während diejenigen, die schon länger auf der Plattform sind, gebeten werden nun für die nächsten Gäste Platz zu machen. So beschliessen wir, die Wartezeit auf der unteren Flussplattform zu verbringen. Auch von hier hat man einen fantastischen Ausblick und kann die Bären von etwas weiter weg beobachten – vor lauter Staunen stehen wir mit offenen Mündern da und sind einfach nur verzaubert von diesem einmaligen Erlebnis. Die Kameras laufen heiss und man entdeckt bei jedem Blick etwas Neues.
Falls Platform
Und dann ist es so weit, wir werden aufgerufen, tragen uns beim Ranger ein und laufen ganz ehrfürchtig zur Plattform bei den Wasserfällen. Wir haben ja keine richtige Vorstellung, was uns eigentlich erwartet. Langsam um uns schauend laufen wir den kurzen Boardwalk entlang und beobachten eingehend den Wald um uns herum – vielleicht versteckt sich da ja schon ein Bär?
Mit einem grossen «Wow» kommen wir schliesslich bei der Plattform an den Fällen an und sind zutiefst beeindruckt und verzückt. Man hat das Gefühl, gleich neben den Bären zu stehen, vor lauter Aufregung weiss man gar nicht wohin man zuerst schauen soll, und dann geniessen wir einfach nur noch.

Die Lachse– und es sind viele Lachse – springen.
Die Bären warten entweder am oberen Ende des Wasserfalls auf die Lachse oder versuchen sich unterhalb des Wasserfalls einen Lachs zu schnappen. Im weiteren Flussverlauf tauchen immer wieder andere Bären auf und versuchen sich dort in den unterschiedlichsten Fangtechniken.

Nach Ablauf unserer Zeit laufen wir aufgeregt zurück – auf jeden Fall laut genug, dass wir keinen Bären überraschen. Inzwischen ist beim Steg über den Naknek River mehr los und wir kommen auch hier nicht vorbei, ohne nochmals einige Fotos zu schiessen und fasziniert die Bären zu beobachten.
Wir gehen erstmal etwas essen, um später nochmals zur Plattform bei den Fällen zu gehen.
Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen und Abendessen) kann man entweder im Voraus buchen oder sich erst vor Ort entscheiden. Alle Mahlzeiten werden in Buffetform im Hauptgebäude angerichtet. Das Essen ist wirklich sehr gut und es gibt eine gute Auswahl. Natürlich Lachs, ein Fleischgericht und etwas Vegetarisches – man kann sich ein 3-Gänge Menü zusammenstellen aus Vorspeise, Hauptgang und Dessert.

Frisch gestärkt geht es nochmals zur Bärenbeobachtung – wir wollen keine Minute verschwenden!
Grosses Abenteuer diesmal auf dem Weg zur Plattform bei den Fällen – auf dem Weg kommt uns ein Bär entgegen… aber wir waren ja in der Bärenschule und sind gut vorbereitet. Bestimmt und ruhig sagen wir immer wieder «Hey Bär, wir wollen dir nichts, wir wollen hier nur vorbei» und gehen dem Bären so gut es geht aus dem Weg – er interessiert sich nicht wirklich für uns, aber das Herz klopft trotzdem ganz aufgeregt.
Am zweiten und dritten Tag machen wir uns schon vor dem Frühstück auf zur Bärenbeobachtung – wir möchten dem grossen Andrang der Tagestouristen entgehen.
Das Wetter ist etwas bedeckter, das macht uns aber gar nichts aus, wir sind gut ausgerüstet mit Regenkleidung und Gummistiefeln. Wir versuchen, so früh wie möglich an der Plattform an den Fällen zu sein, die Bären machen uns das nicht leicht – immer wieder entdeckt man ein neues, vermutlich einzigartiges Fotomotiv.
Die absoluten Highlights waren eine Bärenmutter mit Ihrem Kleinen – welches geduldig am Flussufer wartete, bis Mama einen dicken Fisch gefangen hat; ein Wolf, der ebenfalls etwas vom Lachs abhaben wollte und über 20 Bären auf einmal an den Fällen und im Fluss. Bär Nummer 2 und 3 auf dem Weg, gehen wir schon etwas entspannter entgegen.
Am dritten Tag ist unser Rückflug nach King Salmon und weiter nach Anchorage gegen Mittag geplant, aufgrund des Wetters verzögert sich der Flug etwas - darauf müsst ihr übrigens immer vorbereitet sein bei Flügen mit Kleinflugzeugen – aber wir haben weiter keine Pläne für den Tag und geniessen einfach noch etwas die Atmosphäre in der Brooks Lodge.
Eine ganz herzige Geschichte am Rande: Ein älteres Ehepaar wartete mit uns auf den Rückflug. Der Mann ging kurz weg und kam mit strahlendem Gesicht zurück «Ich hab einen Bären gesehen» - alle waren schon ganz aufgeregt «Wo? Welchen Bären? können wir auch noch schauen gehen?»
«Es war der letzte…» - Verwirrung machte sich breit, «Wie meint er denn das nun?», dann holte er einen kleinen Stoffteddy hinter dem Rücken hervor und reichte ihn seiner Frau – das Lächeln und die Freude in ihrem Gesicht waren unbezahlbar.
Wer keinen Platz in der Brooks Lodge oder auf dem Campingplatz ergattern kann, kann die Brooks Falls übrigens auch auf einem Tagesausflug (z.B. ab Anchorage oder Homer) erleben.